Dienstag, 16. Oktober 2007

Magengeschüre bei Pferde sind keine Seltenheit, aber meist gut behandelbar

Die Diagnose Magengeschwür beim Pferd klingt oft schlimmer als es tatsächlich ist!
Viele Pferdebesitzer sind oft total erstant über die Diagnose ihres Tierarztes. Woher sollen denn Pferde diese Managerkrankheit „Magengeschwür“ bekommen.? Haltung und Fütterung sind doch in den letzten Jahren ständig verbessert worden und heutzutage haben Pferde doch keinen großen Streß mehr.

Kommt nicht bei vielen Züchtern irgendwann einmal ein Problemfohlen zur Welt, daß sich schlecht entwickelt und daß trotz regelmäßigen Wurmkurgaben einfach nicht zunimmt. Daß vielleicht nicht richtig fressen mag und evtl. auch struppiges Fell hat? Wenn man dann noch des öfteren milde Koliken beobachtet oder das kleine Fohlen aufstoßen sieht, hat man schon die meisten Symptome für Magengeschwüre.
Magenprobleme wie Magenschleimhautentzündungen (Gastritis) bis hin zu Magengeschwüren (Ulzera) sind keine Seltenheit. Im Gegenteil, sie treten viel häufiger auf als man denkt. Bei Fohlen liegt die Zahl bei ca. 57 %, Rennpferde sind sogar mit 93% vertreten, aber auch Turnierpferde aller Sparten sowie Zuchttiere sind mit 60 % zu einer hohen Zahl vertreten. Am wenigsten betroffen ist die Gruppe der Freizeitpferde. Sie sind mit „nur“ 30 % die kleinste Gruppe.
Und dabei sollte man froh sein, wenn ein Tierarzt diese Möglichkeit relativ früh Betracht zieht, denn leider werden die Geschwüre oft erst sehr spät erkannt. Das liegt auch daran, daß 50 % der betroffenen Pferde eine unspezifische Symptomatik zeigen. Wenn sich Symptome zeigen, ist das Geschwür meist schon weiter fortgeschritten.
Um Magengeschwüre sicher diagnostizieren zu können muß man eine Gastroskopie durchführen lassen. Diese wird in einigen Pferdekliniken angeboten und die Kosten liegen in etwa bei 200 - 300 Euro. Ist diese Möglichkeit nicht gegeben kann man, falls mehrere Symptome zutreffen und der begründete Verdacht von Magenproblemen besteht auch mit einer klinischen Therapie beginnen und so den Verdacht bestätigen oder widerlegen.

Symptome
Es gibt diverse Anzeichen für das Vorliegen eines oder mehrerer Magengeschwüre. Beim Fohlen sind dies: Durchfälle, ein schlechter Entwicklungsstand, struppiges Fell, milde Koliken, ein aufgedunsener Bauch, starkes Speicheln, das Liegen in der Rückenlage, unterbrochenes Saugen, Zähneknirschen, Fieber oder Blutbildveränderungen.
Bei erwachsenen Pferden weichen die Symptome etwas von denen der Fohlen ab. Hier können sich Magenprobleme z. B. durch immerwiederkehrende milde Koliken, schlechtes Fressen oder auswählen bestimmter Futterbestandteile, schlechten Allgemeinzustand, Abmagerung, Leistungsminderung, Mundgeruch, Aufstoßen, Flehmen, Leerkauen, apathisches Verhalten und Verhaltensveränderungen zeigen.

Woher kommen diese Probleme?

Man spricht bei Pferde vom Equine Gastric Ulcer Syndrome, also von einem Ursachenkomplex, da meist mehrere Dinge zusammentreffen. Auch heutzutage haben Pferde Streß. Dies ist mit einer der Gründe für für derartige Probleme. Denken wir nur einmal an den Deckeinsatz bei Hengsten, Brenntermine, Zuchtschauen und auch Turniere. Aber auch eine niedrige Position in der Rangordnung, längere Transporte, ein lästiger Boxennachbar oder häufige Stallwechsel können ursächlich sein. In einigen Fällen liegt auch eine andere Grunderkrankung vor. Ursache ist hier eine schlechte Durchblutung des Magens, die durch die Gabe von Schmerzmitteln, z. B. Phenybutazon, Novalgin, Kortison hervorgerufen werden kann, insbesondere bei Fohlen.
Auch die von einem Pferd verlangte Leistung kann die Entstehung von derlei Problemen begünstigen. Manchmal reicht das Reiten allein schon aus. Man vermutet, daß bei der Arbeit ein erhöhter Druck auf den Magen wirkt, der dazu führt, daß die Magensäure in den säureempfindlichen Bereich der Schleimhaut hochgedrückt wird. Je intensiver das Training ist, desto höher ist die Gefahr, daß ein Pferd an Magengeschwüren erkrankt.
Aber auch Futterentzug ist eine weitere Möglichkeit. Häufig ist auch falsche Fütterung mit Schuld an der Misere.

Wie entstehen Magenprobleme

Früher verbrachten Pferde einen großen Teil ihrer Zeit mit dem Fressen von Gras. Daher rührt, daß der Pferdemagen 24 Stunden am Tag Magensäure produziert und nicht nur dann, wenn etwas zu verdauen ist. Die heutige Fütterung erfolgt in viel konzentrierterer Form. Häufig wird zuviel Kraftfutter und zuwenig Rauhfutter gefüttert. Und es entstehen längere Phasen, in denen Pferde nichts fressen. In dieser Zeit produziert der Magen die Magensäure trotzdem weiter, was zur Folge hat, daß die schützende Schleimhautschicht und letztlich die Magenwand angegriffen wird. Dann entstehen oberflächliche Entzündungen, die wenn sie immer weiter gereizt werden zu tiefen Geschwüren werden können. Äußerst selten kommt es zum Durchbruch der Magenwand. Dies sind sehr kritische Fälle, in denen man oft nicht mehr viel machen kann. Bezeichnend ist die folgende Zahl: 80 % der in der Klinik vorgestellten Kolikpferde leiden an Magengeschwüren oder-problemen.
Bei Fohlen ist die Reifung des Magen-Darmsystems ein wichtiger Punkt. Bei Untersuchungen hat man gesehen, daß bei 40 % der Fohlen in den ersten Tagen und Wochen Reizungen der Magenschleimhaut oder kleine Geschwüre entstehen. Kurz nach der Geburt ist die Schutzschicht des Fohlenmagens im Vergleich zu einem erwachsenen Pferd sehr dünn. Außerdem muß sich der Magen erst an die Magensäure gewöhnen. Die Reizungen heilen meist nach einiger Zeit von selbst wieder ab. Seltener, dafür umso gefährlicher ist es, wenn solche Geschwüre nach zwei bis drei Monaten auftreten. Sie sind dann meist viel massiver mit sichtbaren Symptomen.

Was kann man tun?

Meist erfolgt zuerst eine medikamentöse Therapie, die dafür sorgt, daß die Magensäure reduziert wird. Bis vor kurzem wurden dafür meist Magenmedikamente aus dem Humanbereich angewendet, wie z. B. Ranitidin oder Cimetidin. Seit kurzer Zeit ist in Deutschland das Medikament z.B. „GastroGard“ mit dem Wirkstoff Omeprazol zugelassen (sehr teuer). Diese Medikamente blockieren die Säureproduktion und verhindern ein Absinken des ph-Werts unter ein gesundes Maß. Momentan ist dies das einzige Medikament für Pferde in Deutschland. Die Therapie kann der Besitzer auf Anweisung des Tierarztes selbst durchführen. Der Nachteil dieses Medikaments ist, daß hier lediglich die Säureproduktion reduziert wird. Das Symptom wird unterdrückt - aber die Ursache noch lange nicht damit "bekämpft". Ziel einer Therapie sollte neben der Anpassung des Futtermanagements eine Pufferung der Magensäure sowie ein ernährungsphysiologischer Aufbau von Magenschleimhaut sein. Eine medikamentöse Unterdrückung der Magensäureproduktion hat nach Absetzen des Medikaments die Folge, daß die Säureproduktion sofort wieder ansteigt und somit nicht wirklich ein Abheilen der Problemzonen erreicht wird.
Hier gibt es ein Zusatzfutter, welches mit der Kraftfuttergabe verabreicht werden kann z. B. GastroCare (Nutri Science). Dies wirkt der Übersäuerung des Magens entgegen und bilden einen Schutzfilm auf den Geschwüren, so daß diese ungehindert abheilen können. In einer irischen Pilotstudie konnten bei allen "Probanten" selbst schwere Magengeschwüre erfolgreich behandelt werden. Als Nebeneffekt zeigten bereits nach kurzer Zeit alle behandelten Pferde eine deutliche Gewichtszunahme und einen verbesserten Muskelaufbau. Kopper setzten wesentlich seltener auf und gerade junge Pferde (Fohlen) stoppten diese lästige Unart.

Hat man die Streßfaktoren sollte man sie reduzieren oder falls möglich ganz beseitigen. Es sollte außerdem darauf geachtet werden, die Kraftfutterration zu verringern, auf mehrere Gaben am Tag verteilen und die Heuration zu erhöhen. Silage ist wegen der darin enthaltenen Milchsäure nicht ideal.
Auffällig ist, daß Pferde mit sehr viel Koppelgang kaum zu den Kandidaten mit Magengeschwüren zählen.

Fakt ist, wir können einiges tun um Magenprobleme bei unseren vierbeinigen Freunden zu verhindern. Das sollten wir beherzigen, denn nicht umsonst gibt es das Sprichwort „es ist so unnötig, wie ein Magengeschwür“!

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